»Chris? Hi!«, war das einzige, was Thylion in dieser Situation herausbringen konnte. Er kratze sich fast schon schuldbewusst an der Schläfe. »Kann ich dir irgendwie helfen? Hab dich gar nicht kommen sehen.«
»Du kommst jetzt aber nicht gleich mit irgendeinem Witz über meine Größe um die Ecke, oder?«, wollte Chris wissen und hob die Augenbrauen.
»Nein. Ich …«, grummelte Thylion. Das fing ja schon wieder gut an. »Sag mir einfach, wieso du hier bist.«
»Aus demselben Grund wie alle anderen«, antwortete Chris ihm.
»Nein, das meinte ich nicht«, versuchte Thylion sich zusammenzureißen. Er war nicht sonderlich dafür bekannt, ein geduldiger Mensch zu sein. »Ich meinte, wieso du jetzt hier bei mir bist.«
»Reiner Zufall«, erwiderte Chris knapp, »Ich suche nur einen geeigneten Ort, um ein wenig zu trainieren.«
»Um zu trainieren?«, hakte Thylion nach.
»Das interessiert dich?«, wollte Chris wissen und runzelte erstaunt die Stirn.
Thylion nickte.
Chris grinste daraufhin: »Du kannst dich auch für andere interessieren? Nicht nur für dich selbst? Hätte ich nicht gedacht. Na schön. Ich wollte an meiner Schnelligkeit feilen.«
»Kann ich dir dabei irgendwie behilflich sein?«, hakte Thylion vorsichtig nach. Ihm wurde immer mehr bewusst, dass Chris nicht die Sorte von Mädchen war, die er sonst immer so leicht um den Finger wickeln konnte. Doch das machte sie umso interessanter. Er würde sein gesamtes Fingerspitzengefühl für sie aufbringen müssen.
»Indem du hier wie ein Fels in der Brandung stehst? Wohl eher nicht«, kicherte Chris.
Thylion ertappte sich dabei, wie er schon wieder einen dummen Spruch loswerden wollte, aber er schluckte diesen hinunter.
Chris lächelte ihn daraufhin an: »War nur ein Spaß. Jetzt sind wir quitt.«
Thylion klappte der Mund auf und im gleichen Moment überkam ihn ein seltsames Gefühl. So schnell hatte sich die Sache für sie erledigt? War das etwa ihr Ernst? Seine Schwestern hielten ihm seine blöden Sprüche meinst tagelang noch vor, bevor sie sich endlich wieder beruhigten.
Er blickte Chris fragend an. »Echt jetzt?«
Chris reichte ihm als Zeichen des Friedens die Hand. Thylion erwiderte die Geste. Er war noch immer etwas verdattert. Nun gut, so ist es deutlich einfacher, dachte er bei sich.
»Also, man sieht sich«, empfahl sich Chris und wollte Thylion sogleich wieder verlassen.
Doch Thylion konnte es einfach nicht dabei belassen: »Wolltest du nicht trainieren. Hier steht der beste Trainingspartner der Welt.«
Chris hielt inne, wandte sich zu ihm um und runzelte dabei die Stirn: »Du bist echt der Meinung, du könntest mir helfen?«
Thylion grinste: »Nicht nur helfen. Ich besiege dich sogar.«
Chris kam eine Idee: »Gut. Wir machen ein Wettrennen. Du gegen mich. Einmal um die Insel. Trease ist unser Schiedsrichter.«
»Abgemacht«, erwiderte Thylion siegessicher.
»Keine faulen Tricks! Ansonsten bekommst du es mit meiner düsteren Seite zu tun. Und glaube mir, die möchtest du nicht kennen lernen «, ermahnte Chris ihn.
Thylion stimmte ihr zu: »Ich werde nicht fliegen, versprochen. Nur rennen.«
»Gut«, antwortete Chris, »Ich auch nicht.« Wobei sie sich ein leichtes Grinsen nicht verkneifen konnte.
Bevor es losging, wollte Thylion aber noch wissen, was er als Belohnung für seinen sicheren Sieg erhalten würde: »Was bekommt der Gewinner?«
Chris zuckte mit den Schultern: »Ich weiß nicht. Schlag etwas vor.«
Thylion lachte schelmisch: »Wenn ich gewinne, dann bekomme ich einen Kuss von dir und zwar einen richtigen auf den Mund.«
»Und wenn ich gewinne?«, hakte Chris nach.
»Dann darfst du mir eine Schelle verpassen?«, schlug Thylion perplex vor.
»Abgemacht!«, lachte Chris und reichte ihm die Hand. Thylion schlug ein und so war ihre kleine Wette besiegelt.